Ganz aufgeregt sind wir abends im Dunkeln auf Kuba angekommen. Am Flughafen hat alles problemlos gekappt. Wir konnten vor Ort Geld abheben und haben auch direkt ein Taxi gefunden bzw. der Taxifahrer hat uns gefunden 😉 Ziemlich schnell haben wir jedoch gemerkt, dass unsere Spanisch-Kenntnisse zu wünschen übrig lassen. Unser Taxifahrer hat uns viel erzählt und uns mit Karten und Tipps versorgt, doch leider haben wir kaum etwas verstanden. Der Flughafen ist außerhalb der Stadt gelegen und die Fahrt ins Zentrum von Havanna hat ca. eine halbe Stunde gedauert und uns 45 CUC gekostet (mit Taximeter, inkl. Trinkgeld, Festpreis ist wohl günstiger). Unser Casa Particulares lag in der Hauptfußgängerzone „Calle Obispo“. Deswegen konnte unser Taxifahrer uns dort nicht direkt rauslassen und wir hatten Probleme die Unterkunft im Dunkeln zu finden. So haben wir direkt die Freundlichkeit der Kubaner kennengelernt, denn ein Herr hat uns netterweise bis vor die Wohnungstür gebracht. Natürlich gegen ein kleines Trinkgeld 😉
Die ersten Tage in Havanna
An unserem ersten Tag haben wir uns einfach mal durch die Straßen treiben lassen und zwei offensichtliche Dinge festgestellt:
- Das Leben spielt sich auf der Straße ab! Auf den Straße ist sehr viel los und zwar nicht nur an Touristen. Wir hatten das Gefühl, dass jeder jeden kennt und die Kubaner untereinander super vernetzt sind. Auch scheinen die Kubaner gerne in ihren Hauseingängen zu sitzen und das Treiben zu beobachten. Bei der Hitze ist das aber auch verständlich.
- Die Kubaner sind zwar sehr freundlich, versuchen aber auch aus jeder Situation Kapital zu schlagen und einem Etwas anzudrehen. Überall wurden wir angesprochen und gefragt woher wir kommen. Dann wurden ein paar Wörter auf Deutsch ausgetauscht (gefühlt hat jeder Familie oder Freunde in Deutschland, besonders in München und Frankfurt…) und dann wurde uns eine Bar, ein Restaurant oder eine Taxifahrt wärmstens empfohlen. Am liebsten hätten sie uns auch gleich selbst noch dorthin geführt, um von den jeweiligen Besitzern eine kleine Provision zu erhalten. Nach unserer ersten Touristenfalle (mehr dazu könnt ihr in unserem ersten Video erfahren) waren wir jedoch abgehärtet und haben immer abgelehnt: „No Gracias“.
Bargeld und Budget:
In Kuba gibt es zwei Währungen: Cuban Pesos Convertible (CUC) und Cuban Pesos(CUP). An öffentlichen Geldautomaten erhält man ausschließlich CUC. Während die Einheimischen ihre täglichen Ausgaben in CUP bezahlen, zahlen Touristen grundsätzlich mit CUC. Wir haben auch festgestellt, dass die Einheimischen teilweise über gar kein CUC verfügen. So konnten uns unsere Gastgeber in den Casas teilweise nicht einmal fünf CUC zurückgeben. In einem Restaurant, zu dem hauptsächlich Einheimische gehen, musste der Chef kurz raus laufen und in der Nachbarschaft fragen, damit er uns zehn CUC rausgeben konnte. CUP wurde durch die Tourguides gerne auch als „Spielgeld“ bezeichnet, das keinen ernstzunehmenden Wert hat.
Wie ihr vielleicht schon in dem Beitrag zu unserer Kostenplanung gelesen habt, haben wir mit 50 EUR pro Tag pro Person kalkuliert. Unsere durchschnittlichen Ausgaben pro Tag in Havanna betrugen 49,81 EUR pro Person. Unsere genaue Endabrechnung für Kuba könnt ihr dann später in unserem Reisebericht zu Kuba nachlesen.
Free Walking Touren in Havanna
Wir haben zwei Free Walking Touren unternommen, um die Stadt und das Leben in Kuba besser kennenzulernen. Eine Tour ging durch den alten Stadtteil und eine durch den neuen zentralen Kern. Beide Touren haben jeweils ca. drei Stunden gedauert und waren sehr informativ. Unsere Tourguides haben beide sehr gut Englisch gesprochen, einer sogar Deutsch! Es war klasse sich mal mit Kubanern zu unterhalten, die Englisch sprechen. So konnten wir viele Fragen loswerden und haben einige Tipps erhalten.
Die Revolution der 1950er Jahre, angeführt von Fidel Castro, hat dazu geführt, dass internationale Unternehmen enteignet und dadurch viele Gebäude vom Staat beschlagnahmt wurden. Diese wurden dann als öffentliche Einrichtungen genutzt. So befindet sich beispielsweise das wichtigste Krankenhaus von Havanna in einem ehemaligen amerikanischen Bankgebäude. Durch die Revolution wurden somit ausländische (hauptsächlich amerikanische) Unternehmen aus dem Land vertrieben. In der Architektur vieler Gebäude lässt sich der große amerikanische Einfluss vor der Revolution erkennen. Das „Capitol“ – in dem sich heute eine Universität und ein Teil der Nationalbibliothek befindet – ist zum Beispiel dem weißen Haus nachempfunden. Da die Kubaner sich allerdings von den Amerikanern absetzen wollten, ist es 12,5 cm höher 🙂
Nicht zu übersehen sind natürlich die „Classic Cars“ aus den 50er Jahren. Diese gibt es nicht nur als Touristenattraktion, stattdessen werden sie von den Kubanern als normale Fortbewegungsmittel genutzt. Darunter finden sich Marken wie Plymouth, Cadillac und Pontiac. Auch die Taxis mit denen wir gefahren sind, waren mindestens 20 Jahre alt und hatten teilweise weder hinten noch vorne Anschnallgurte. Der Grund für die vielen alten Autos in Kuba ist, dass ein Motor vergleichsweise günstig ausgetauscht werden kann. Bereits für 2.000 CUC kann ein Honda Motor gekauft und eingebaut werden.
Leben in Havanna
Uns war vorab bewusst, dass das Leben hier auf Kuba nicht mit dem zu vergleichen ist, was wir bisher kannten. Dennoch waren wir zunächst sehr überwältigt von allem!
1. Lebensmittelversorgung:
In Havanna gibt es für jeden Straßenblock einen ganz kleinen „Supermarkt“. In dem können die Anwohner mit Lebensmittelkarten und CUP sehr sehr günstig einkaufen. Da diese Läden allerdings recht kein sind und auch nicht über ausreichend Kühlung verfügen, ist nicht an jedem Tag alles vorrätig. Stattdessen wird in der Zeitung bekannt gegeben, dass beispielsweise an einem bestimmten Tag Hühnerfleisch geliefert wird und die Anwohner haben dann drei Tage Zeit, um es zu kaufen. Darüber hinaus gibt es noch weitere Supermärkte, in welchen man Softdrinks, Alkohol und Drogerieprodukte kaufen kann. Allerdings gibt es dort meist kein Wasser! Dafür gibt es nochmal andere Läden, vor denen sich draußen jedoch immer eine lange Schlange befindet. Natürlich kann man auch an kleinen Straßenbuden für etwas mehr Geld Wasser kaufen. Auch gibt es viele Fahrradwägen, die frisches Obst und Gemüse anbieten. Allgemein ist uns aufgefallen, dass die Supermärkte viele leere Regale haben und bestimmte Waren (wie z.B. Drogerieprodukte) hinter Glasscheiben verschlossen sind.
2. Schulbildung und Krankenversorgung
Die Schulbildung ist in Kuba komplett „kostenfrei“, sogar das Studium an Universitäten. Dafür ist es jedoch verpflichtend, nach Schulabschluss einen Sozialendienst zu leisten. Für Frauen sind zwei Jahre und für Männer ein Jahr und ein Jahr Militärdienst verpflichtend. Frauen dürfen freiwillig aber auch zur Armee gehen. Während des Staatsdienstes bekommen die jungen Erwachsenen jedoch nur fünf CUC pro Monat, was allein nicht zum überleben reicht. Ebenso ist die Krankenversorgung auf Kuba „kostenfrei“. Es ist aber wohl teilweise hilfreich kleine Geschenke (Lebensmittel oder Geld) mitzunehmen, um auch wirklich direkt behandelt zu werden.
3. Durchschnittslohn
Der Durchschnittslohn in Kuba liegt offiziell bei 30 CUC pro Monat, also nicht ganz 30 Euro. Selbst Ärzte verdienen nicht wesentlich mehr und können allein von ihrer Arbeit nicht leben. So haben sie teilweise noch weitere Jobs und arbeiten zum Beispiel zusätzlich als Reiseführer. Eine weitere sehr lukrative Einkommensquelle ist die Vermietung von Gästezimmern, sogenannten „Casa Particulares“. Hiervon gibt es unbeschreiblich viele, da die Kubaner wohl hauptsächlich in Eigentum wohnen. Die Casas erkennt man anhand eines bestimmten Schildes außen am Haus. Kleiner Fun Fact am Rande: Es gibt blaue und rote Schilder. Während die blauen auf normale Casas hinweisen, werden die roten Casas stundenweise nur an Kubaner vermietet. Was das bedeutet, dürft ihr euch selbst überlegen. 😉
4. Internet
Das Internet hier auf Kuba ist so eine Sache für sich. Internetzugang gibt es hier wohl erst seit 2011 und funktioniert wie folgt: Zunächst muss man sich eine WiFi-Karte besorgen. Hierzu muss man teilweise extrem lange anstehen und benötigt seinen Reisepass. Eine Karte kostet 1 CUC und ermöglicht grundsätzlich den Zugang zum Internet für eine Stunde. Anschließend muss man dann aber noch einen WiFi-Spot finden, in welchem man sich mit den Zugangsdaten der Karte im öffentlichen WLAN anmelden kann. Es ist also alles andere als einfach.
—> Disclaimer: Die meisten Infos, die wir für euch zusammen gestellt haben, beruhen auf den Schilderungen unserer Guides und sind daher ohne Gewähr. Falls ihr irgendwo widersprechen würdet, könnt ihr uns gerne in den Kommentaren darauf hinweisen 🙂
Wart ihr schon mal in Havanna? Falls ja, was waren eure Eindrücke und wie hat es euch gefallen?
Dieser erste Beitrag ist ja bereits der Hammer – nicht nur die Bilder, vor allem auch die Infos, die man in keinem Reiseführer findet. Auch das Video ist nicht nur informativ sondern richtig professionell. Wir freuen uns auf kommende Beiträge.
Dankeschön 🙂 das freut uns total!!!
Total interessanter Bericht und ein super Video. Bin schon ganz gespannt auf Eure Erlebnisse in Costa Rica.?
Freut uns, dass es dir gefällt!
Ihr liefert echt ein tollen Einblick in das Leben der Kubaner, abseits der üblichen Touristenpfade… Sehr schöne und spannende Bilder und Videos. Ihr macht das echt super! Weiter so.
Dankeschön!!! Das freut uns sehr 🙂
Weiter so, schönes Viedeo ich bleib dabei?
LG HP
Danke HP! Wir freuen uns über viele fleißige Follower 🙂